Awareness Kampagne Schwachstelle Mensch Teil 12: “Richtiges Verhalten im Schadens- oder Notfall”

Voraussichtliche Lesedauer: 5 Minuten

Cyberangriffe und IT-Sicherheitsvorfälle können gravierende Folgen für Unternehmen jeder Größe haben. Die Fähigkeit, effektiv auf solche Vorfälle zu reagieren, ist entscheidend, um Schäden zu begrenzen und die Betriebskontinuität schnell wiederherzustellen. Dieser Blogbeitrag beschreibt das richtige Verhalten im Falle eines IT-Schadens oder Cybernotfalls und gibt praktische Tipps zur Krisenbewältigung.

1. Sofortige Reaktion

Bei einem Verdacht auf einen Cyberangriff ist schnelles Handeln von entscheidender Bedeutung, um potenzielle Schäden zu minimieren und die Sicherheit Ihrer Systeme zu gewährleisten. Neben dem sofortigen Unterbrechen der Verbindung zu allen betroffenen Systemen sollten Sie auch umgehend interne Sicherheitsprotokolle aktivieren, um die Ausbreitung des Angriffs einzudämmen. Dazu gehört die Isolierung bestimmter Netzwerksegmente, das Ausschalten von gefährdeten Geräten und das Blockieren des Zugriffs auf sensible Daten. Zusätzlich sollten Sie ein dediziertes Team für die Incident Response aktivieren, um den Angriff zu untersuchen, Schwachstellen zu identifizieren und geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Diese Maßnahmen können die Wiederherstellung von Backups, die Aktualisierung von Sicherheitssoftware und die Zusammenarbeit mit externen Sicherheitsexperten umfassen, um die Integrität Ihres Systems wiederherzustellen und zukünftige Angriffe zu verhindern.

2. Identifizierung des Problems

Analysieren Sie umgehend die Art des Vorfalls, um eine präzise Reaktion zu ermöglichen. Handelt es sich um einen Ransomware-Angriff, bei dem Ihre Daten verschlüsselt wurden und ein Lösegeld gefordert wird? Oder ist es ein Datenleck, bei dem sensible Informationen kompromittiert wurden? Vielleicht haben Sie es mit einer DDoS-Attacke zu tun, die darauf abzielt, Ihre Systeme durch eine Flut von Anfragen zu überlasten? Es ist auch möglich, dass der Angriff eine andere Form hat, wie etwa einen gezielten Phishing-Versuch oder eine Malware-Infektion. Die genaue Identifikation des Angriffstyps ist entscheidend, um die richtigen Gegenmaßnahmen zu ergreifen und die Auswirkungen auf Ihr Unternehmen zu minimieren.


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3. Einsatz eines Incident Response Teams

Aktivieren Sie ein sogenanntes Incident Response Team (IRT), das speziell für solche Situationen ausgebildet ist. Dieses Team sollte aus IT-Sicherheitsexperten bestehen, die in der Lage sind, den Vorfall zu bewerten, zu kontrollieren und zu mitigieren. Haben Sie keinen Zugriff auf ein solches Team, dann machen Sie sich vorab Kundig, welche speziellen Dienstleister in Frage kommen. Das BSI stellt Ihnen dafür eine spezielle Service Center Hotline zur Verfügung und auch die Zentrale Ansprechstelle Cybercrime des LKA Hannover unterstützt Sie bei einem Cyberangriff.

4. Kommunikation nach innen und außen

Informieren Sie interne Stakeholder transparent über den Vorfall und seine möglichen Auswirkungen. Gleichzeitig ist es wichtig, externe Partner wie Kunden, Lieferanten und gegebenenfalls Regulierungsbehörden angemessen zu informieren. Achten Sie darauf, keine vorschnellen Schlussfolgerungen zu kommunizieren, bevor nicht alle Fakten klar sind.

Eine Meldung in Ihrem Datenschutz-Managementsystem, falls personenbezogene Daten betroffen sind, ist ebenfalls notwendig. Sprechen Sie hierzu mit Ihrem Datenschutzbeauftragten.

5. Dokumentation des Vorfalls

Dokumentieren Sie alle Schritte und Maßnahmen, die im Zusammenhang mit dem Vorfall unternommen werden und notieren Sie auch die Uhrzeit. Diese Dokumentation ist nicht nur für interne Nachanalyse und zukünftige Prävention wichtig, sondern auch für eventuelle rechtliche Auseinandersetzungen oder Versicherungsansprüche.

6. Erholung und Wiederherstellung

Beginnen Sie mit der Wiederherstellung der betroffenen Systeme, sobald es sicher ist. Verwenden Sie gesicherte Backups, um Daten wiederherzustellen. Überprüfen Sie alle Systeme auf weitere Anomalien, bevor sie wieder vollständig in Betrieb genommen werden.


Was tun wenn ich gehackt wurde?

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7. Nachbereitung und Prävention

Nachdem der unmittelbare Notfall bewältigt ist, führen Sie eine detaillierte Nachbesprechung durch. Analysieren Sie, wie der Vorfall entstanden ist und welche Schwachstellen ausgenutzt wurden. Nutzen Sie diese Erkenntnisse, um Ihre Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern und zukünftige Vorfälle zu verhindern.


Fazit

Ein Cybernotfall stellt eine ernste Bedrohung für jedes Unternehmen dar, aber durch Vorbereitung und schnelles, besonnenes Handeln können die Auswirkungen minimiert werden. Regelmäßige Schulungen und Übungen für Ihr Personal, fortlaufende Verbesserungen Ihrer Sicherheitssysteme sowie ein klarer Incident-Response-Plan sind unerlässlich, um auf IT-Schadensfälle vorbereitet zu sein. Letztendlich ist die Resilienz gegenüber Cyberbedrohungen ein kontinuierlicher Prozess, der Anpassungsfähigkeit und Aufmerksamkeit erfordert.


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[Video-Quelle: LKA Niedersachsen, Zentrale Ansprechstelle Cybercrime]


Über den Autor

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Weitere Wissensquellen

BSI IT-Sicherheitsvorfall melden

CERT Bund Erste Hilfe bei einem schweren IT-Sicherheitsvorfall – Arbeitspapier vom 28.2.2020

Landesbehörde für Datenschutz Niedersachsen Meldung einer Datenpanne

Niedersachsen Digital e.V. – Vermittler von IT-Forensikern m/w/d

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